Die Anatomie eines erfolgreichen Exits
Wie Stephanie Breedlove ihr Unternehmen für das 6-Fache des Umsatzes verkaufte
Stephanie Breedlove gründete 1992 das Unternehmen Breedlove & Associates, ursprünglich nur mit dem Ziel, ihre eigene Nanny korrekt zu bezahlen. Die großen Lohnabrechnungsdienste hatten kein Interesse an der Abwicklung einzelner Gehälter, und die Do-it-yourself-Lösung war zu kompliziert und zeitaufwändig – insbesondere für die damals überlasteten Breedloves.
Breedlove erkannte darin eine Marktlücke: ein Lohnabrechnungsdienst speziell für Eltern, die ihre Nannys legal und korrekt bezahlen wollten. Bis 2012 wuchs ihr Unternehmen auf 9 Millionen US-Dollar Jahresumsatz – und sie erhielt ein Übernahmeangebot über sagenhafte 54 Millionen US-Dollar.
Um die Dimension dieses Angebots zu verstehen: Laut The Value Builder System™ liegt das durchschnittliche Übernahme-Multiple bei 3,76 des Gewinns vor Steuern. Selbst Unternehmen mit einem herausragenden Value Builder Score von über 80 erhalten im Durchschnitt nur ein Multiple von 6,27. Breedlove hingegen erzielte fast das Sechsfache ihres Umsatzes!
Was hat sie richtig gemacht? Hier sind fünf zentrale Erfolgsfaktoren, mit denen Breedlove den Unternehmenswert maximierte – und die auch für andere Unternehmer anwendbar sind:
1. Weniger verkaufen – an mehr Kunden
Als das Unternehmen 30.000 USD Monatsumsatz erreichte, kündigte Breedlove ihren Job bei Accenture (früher Anderson Consulting), um sich ganz auf ihr Business zu konzentrieren. Sie stand vor einer typischen Wachstumsfrage: Sollte sie bestehenden Kunden zusätzliche Services anbieten (z. B. Gartenpflege oder Haushaltsdienste)? Oder lieber die Nische der Lohnabrechnung für Nannys konsequent ausbauen?
Breedlove entschied sich für Letzteres – und damit für den nachhaltigeren Weg zu einem wertvolleren Unternehmen. Denn: Unternehmen mit einem klar abgegrenzten, differenzierten Angebot verfügen über das, was Warren Buffett einen "Burggraben" nennt – ein Wettbewerbsvorteil, der Preismacht ermöglicht. Wir nennen das bei VALORION Partners „Monopoly Control“.
Breedlove hat nicht versucht, alles für jeden anzubieten – sondern eines für viele.
2. Ein Net Promoter Score (NPS) von über 50 % anstreben
Ein hoher NPS ist ein starkes Signal für Kundenzufriedenheit und Wachstumspotenzial. Breedlove wusste das – und konzentrierte sich obsessiv auf die ersten Touchpoints mit neuen Kunden. Während große Lohnabrechnungsdienste Einzelkunden eher stiefmütterlich behandeln, setzte Breedlove auf ein hochqualifiziertes Onboarding-Team.
Das Resultat? Ein NPS von unglaublichen 78 % – ein Spitzenwert, vergleichbar mit den besten Marken wie Apple oder Amazon.
3. Aufbau wiederkehrender Umsätze
Ein entscheidender Werttreiber war das Geschäftsmodell selbst: Lohnabrechnungen sind ein klassischer Fall wiederkehrender Umsätze. Im Jahr 2012 bestand 100 % des Umsatzes von Breedlove & Associates aus regelmäßig wiederkehrenden Zahlungen – ein Traum für jeden Käufer.
4. Minimale Abhängigkeit von Einzelkunden, Mitarbeitenden oder Lieferanten
Kein Kunde trug mehr als 1 % zum Gesamtumsatz bei – ein klarer Pluspunkt. Dieses Prinzip gehört zum sogenannten Switzerland Structure-Modul: Ein Unternehmen ist umso wertvoller, je weniger es von einzelnen externen oder internen Personen abhängig ist.
5. Einen Käufer finden, den man beim Wachstum unterstützen kann
2012 wuchs Breedlove & Associates mit 17 % pro Jahr – respektabel, aber nicht spektakulär. Doch das wahre Potenzial lag in der Synergie mit dem Käufer: Care.com.
Care.com – eine Online-Plattform für Pflege- und Betreuungsdienste – hatte zu diesem Zeitpunkt rund sieben Millionen Nutzer. Breedlove überzeugte die Käufer, dass bereits eine Conversion von nur 1 % dieser Nutzer zu einer Verzehnfachung ihres Geschäfts führen könnte.
Gesagt, getan: Im selben Jahr übernahm Care.com Breedlove & Associates für 54 Millionen US-Dollar – ein herausragender Exit, also der vollständige oder teilweise Verkauf eines Unternehmens, ermöglicht durch eine konsequente Ausrichtung auf Werttreiber statt Umsatzwachstum.