Mehr Umsatz = mehr Wert?
In diesem Beitrag erfahren Sie, wie strategische Käufer denken – und warum Fokus oft mehr wert ist als Expansion.
Warum das oft ein gefährlicher Trugschluss ist.
Wachstum vs. Wert: Was wirklich zählt beim Unternehmensverkauf
In der heutigen Geschäftswelt wird Wachstum beinahe verehrt. Unternehmerinnen und Unternehmer messen sich daran, wie viele Mitarbeitende sie beschäftigen. Viele träumen davon, auf Listen zu erscheinen, auf denen allein das Umsatzwachstum zählt.
Doch wenn Ihr Ziel langfristig ein strategischer Unternehmensverkauf ist, kann blindes Umsatzwachstum sogar kontraproduktiv sein. In manchen Fällen verringert es den Wert Ihres Unternehmens – statt ihn zu steigern.
Michael Lieberman war Mitgründer der Softwarefirma Datastay.
Er entwickelte eine Product-Lifecycle-Management-Software, die die Art und Weise revolutionierte, wie Hersteller von Bremsen ihre Konstruktionszeichnungen katalogisieren.
Datastay wurde zur Referenz in der Bremsenbranche. Lieberman kannte fast alle Entscheidungsträger der Branche persönlich – er war derjenige, der auf Messen die wichtigsten Abendessen ausrichtete. Er war die zentrale Figur in diesem Nischenmarkt.
Dann kam Autodesk ins Spiel – ein milliardenschweres Softwareunternehmen und Serienkäufer mit starkem Fokus auf Tools für Konstrukteure und Ingenieure.
Autodesk sah in Datastay den perfekten Einstieg in den Markt für Lifecycle-Software – und war bereit, das Zehnfache des Umsatzes für Liebermans Neun-Personen-Unternehmen zu zahlen.
Was hätte passieren können?
Hätte Lieberman versucht, mit zusätzlichen Softwareangeboten mehr Umsatz aus der Bremsenbranche zu ziehen, hätte er das klare Profil von Datastay verwässert.
Oder hätte er sich auf andere Branchen ausgeweitet, hätte er seine Autorität in der Bremsenbranche geschwächt – und Raum für Wettbewerber geschaffen.
Doch Lieberman blieb fokussiert:
Sein Ziel war es, die beste Lifecycle-Software der Welt – ausschliesslich für Bremsenhersteller – zu bauen.
Private Equity vs. strategische Käufer – zwei völlig unterschiedliche Perspektiven
Private-Equity-Firmen bewerten ein Unternehmen meist anhand eines Multiples auf das EBITDA – also auf den operativen Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen.
Strategische Käufer dagegen rechnen anders:
Sie fragen sich, was Ihr Produkt oder Ihre Dienstleistung in ihrer eigenen Organisation wert ist.
Strategische Käufer sind häufig grösser, professioneller organisiert und besser kapitalisiert als das Zielunternehmen.
Sie brauchen keine Vielfalt – sie suchen das eine fehlende Puzzlestück, das ihre eigene Position stärkt.
Je fokussierter Ihr Angebot ist, desto höher ist die Prämie, die ein strategischer Käufer bereit ist zu zahlen.
Wenn Sie also eines Tages verkaufen möchten, lohnt es sich, regelmässig zu hinterfragen:
Wachsen Sie – oder schaffen Sie echten Wert?